Direkt vor unserer Haustür
Wir haben es täglich in Kastorf/Siebenbäumen vor Augen: Es weht ein schöner, beständiger Wind, also die beste Voraussetzung für die Erzeugung erneuerbarer Energie. Doch was passiert? Es laufen nicht alle Windräder, manchmal sind sogar alle abgeschaltet. Im Video vom 30.09.2024 ist der Beweis.
Woran liegt das? Im ganzen Land Schleswig-Holstein wird so viel Solar- und Windstrom produziert, dass das Stromnetz ihn nicht mehr aufnehmen kann. Folglich müssen Anlagen abgeschaltet werden.
Hannes Harding, ein Redakteur des SHZ-Verlages, hat sich bereits im Jahre 2016 Gedanken darüber gemacht. Ergänzt durch die aktuellen Zahlen haben sie nichts an Aktualität verloren:
Die Energiewende treibt nicht nur geflügelte Spargel aus dem Boden, sondern bisweilen auch merkwürdige Blüten. Derzeit ist zu beobachten, dass fast allenthalben im Land aufs Tempo gedrückt wird, wenn es um die Planung von Windkraftanlagen geht. Als müsse man alle schönen Flecken dieses Landes, die die Regierung aus den unterschiedlichsten Gründen als geeignet einstufen könnte, unverzüglich für Windmühlen verwursten. Wenn massive wirtschaftliche Partikularinteressen auf bürokratische Gründlichkeit treffen ... dann wird's speziell. Und wer kann schon dagegen argumentieren, wenn es doch alles legal ist und legitim, weil ja die Energiewende sonst nicht funktioniert?
Aber zur Mäßigung raten, das wird man doch dürfen. Oder dazu, nicht immer gleich den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen. Gut 3110 Windenergieanlagen drehen sich mittlerweile allein in Schleswig-Holstein, inzwischen sind unzählige Photovoltaikanlagen montiert, und dazu gesellen sich auch noch genauso unzählige Biogasanlagen. Sie produzieren einen tollen grünen Energiemix. Das Problem ist nur: Dort wo er benötigt wird, in den industriellen Zentren im Süden, kommt er nicht an, weil die Stromleitungen dafür noch gar nicht existieren. Die Anlagen werden zwangsweise stillgelegt, um keinen Strom zu produzieren. Nun sind es nur noch Goldesel für die Betreiber, denn die kassieren trotzdem.
Es Ist wie im Kindergarten: Da nimmt der Dreijährige die Saftflasche und versucht irgendwie, den ganzen Liter Apfelsaft in seinen 0,2-Liter-Becher hineinzubekommen. Auf dem Ökostrommarkt ist das genauso. Aber während in der Kita schnell die Kindergärtnerin zur Stelle ist, die Sauerei weg macht und dem Kind erklärt, dass das so nicht funktioniert, hat der Gesetzgeber mit dem Erneuerbare- Energien-Gesetz dafür gesorgt, dass der Spaß weitergeht: Statt für einen größeren Becher zu sorgen, gibt es flugs eine neue, noch größere Pulle, wenn die erste verschüttet ist. Und weil es so schön ist, kommt auch niemand zum Aufwischen. Die Kosten für die Überkapazitäten trägt der Stromkunde landesweit im letzten Jahr 370 Millionen Euro. Das ist nicht der Preis, den wir für die Energiewende zahlen, sondern für Ungeduld, Gier und eine umgelenkte Energiepolitik.
Das alles vor dem Hintergrund, dass rund 2000 Meter entfernt von den Kastorf/Siebenbäumener WEA bei uns in Klinkrade weitere gebaut werden sollen. Unsere direkte Umgebung soll zerstört werden für Strom, den man nicht los wird, aber den Grundeigentümern hohe, vom Staat garantierte, Einnahmen beschert.